Also, Teilzeitarbeit war ja dann nach der Zeit in der Bundesrepublik, wo die anständige Mutter zu Hause bei den Kindern war, mittags gekocht hat und der Papa womöglich zum Mittagessen nach Hause kam, auf jeden Fall die Kinder, war das dann die Möglichkeit, irgendwie doch 'n bisschen dazu zu verdienen. Das war so die Haltung. Weshalb Teilzeit bei den engagierten Frauen sehr in Verruf war, nämlich eine Abseitsfalle zu sein für Frauen, denn wer Teilzeit arbeitete, wurde als Arbeitnehmerin nicht wirklich ernst genommen, weil die waren ja nur Teilzeit da. Und zur vollständigen Anerkennung als Arbeiternehmerin gehört, dass man mindestens 8 Stunden da ist und Vollzeit arbeitet. In der Zwischenzeit entwickelt sich die Teilzeitarbeit so, dass viele Frauen gesagt haben, wir können gar nicht anders arbeiten, weil bei Teilzeitschulen und Kindergärten, die mittags zu machen, kriegt man keine Vollzeitarbeit geregelt. Und sie wollten auch Teilzeit arbeiten. Also haben wir gesagt, ja, das stimmt, es stimmt zwar auch die Einschätzung, dass das 'ne Abseitsfalle ist, aber dann müssen wir gucken, dass wir Mindestbedingungen regeln, was wir im Einzelhandel auch geschafft haben. Da hatten wir nämlich tarifvertragliche Regelungen, die beinhalteten, dass die Frauen mindestens so viel Stunden haben mussten, dass sie sozialversichert sind, also 20 Stunden war das Minimum, und natürlich, dass sie's auch entsprechend einteilen konnten und dass sie nicht so von vielen Leistungen ausgeschlossen blieben, wie das bis dahin war. Leider muss ich sagen, ist diese Regelung auch von unseren eigenen Kolleginnen und Kollegen nicht ernsthaft umgesetzt worden, weil das in der Tat zu großen Auseinandersetzungen in Betrieben geführt hat und hätte. Mache ... bei manchen ist das so, dass die es gar nicht versucht haben. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass auch grade im Osten es sehr viel Zwangsteilzeitarbeit gibt und wenn Umsatz- und Ertragsschwankungen sind, sehr gerne die Arbeitszeit der Kolleginnen genommen wird als Puffer, also dass man sagt, meinetwegen wie P&C Verträge abschließt, da steht drin null Stunden, aber bis zu 80 Stunden im Monat musst du bereit sein und wenn es hoch hergeht auch mal 140 Stunden. Dann ist man fast schon Vollzeit, das heißt, Arbeitszeit wird als Variable genommen, mit der man Kosten sofort dem Bedarf anpassen kann und wo das Risiko des Unternehmens auf die Beschäftigten über diesen Weg abgewälzt wird. Das heißt, bei solchen Verträgen weiß niemand genau, wie viel hab ich denn diesen Monat eigentlich, ja. Dann gibt es die Möglichkeit der Verstetigung des Einkommens, dass man sagt, im Schnitt sind das 80 Stunden und in einem Monat arbeitest du null und im nächsten 160, was weiß ich. Das gibt es auch, aber lustiger ist das auch nicht, weil das nämlich bedeutet, wenn ich sage, ich brauche aber um leben zu können, eine zweite Stelle, dann kann ich die gar nicht annehmen, weil ich nie weiß, wann ich an der einen Stelle arbeite. Das ist für die ... für die Beschäftigten, die so arbeiten müssen, ein richtig dickes Problem, das ist überhaupt keine Frage. Insofern ist die Forderung nach kürzerer Vollzeit und längerer Teilzeit, die sich dann treffen, was weiß ich, bei 30, 32 Stunden eigentlich die politisch und lebenswirklichkeitsnäheste Forderung, die es dazu gibt. Dazu wird natürlich auch gehören, dass wir Bildungseinrichtungen haben, die als Ganztagsbetrieb tatsächlich gut geführt werden und nicht nur Aufbewahrung sind, oder überhaupt nicht stattfinden. Oder was wir bei Kindergärten auch haben, die mittags zwei Stunden zu machen, was gar nicht geht. Gibt’s immer noch. Und insofern kommen die Frauen aus dieser Klemme überhaupt nur raus, wenn sie sich selber natürlich kümmern um andere Verträge gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft, aber eben auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen so verändert werden, dass Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht 'ne Privatveranstaltung ist, sondern dass die Bedingungen, die öffentlich zu gestalten sind, dass die auch stimmen. Ganztagsschulen, Ganztagskindergärten, Horte, also eben, dass die Kinder tatsächlich 8 Stunden am Tag qualitativ gut versorgt sind.