Werner Ruhnke

Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
Audio 1 – 3:07
Automationi
Arbeitgeberi
Wiedervereinigungi
Vertrauenskörperi
Ich war bis zur Wende in der Bezirksverwaltung Berlin beschäftigt als Gewerkschaftssekretär für die Bereiche Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Automation und Vertrauensleute. Im wesentlichen als Mädchen für alles. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum gleich, als die Wende stattfand, bei mir besonders viel Arbeit anfiel. Immer, wenn einer sich nicht auskannte oder Kolleginnen und Kollegen aus der damaligen DDR kamen, die nicht direkt einzuordnen waren, dann wurden die eben in die 4. Etage geschickt. Gleich nach der Maueröffnung sind wir geradezu durch Kolleginnen und Kollegen aus dem Ostteil der Stadt überrannt worden. Wobei man sagen muß, daß anfangs viele dabei waren, die vorher wohl sehr linientreu gewesen waren. Ich habe dies erst gar nicht gemerkt. Es waren Leute, die gedacht haben, jetzt holen wir uns schnell die Informationen drüben bei der ÖTV, gehen damit zurück in unseren Betrieb oder unsere Verwaltung und wir sind dann diejenigen, die die ersten Kontakte geknüpft haben. Diese wollten sich damit schmücken, daß sie schon drüben waren, daß sie Bescheid wissen und signalisieren, daß sie sich ganz schnell gewendet haben. Allerdings hat man dann doch relativ schnell ein Gespür dafür entwickelt, was einer bisher gemacht hat und wie er sich verhält. Ähnliche Erlebnisse hatte ich gleich am Anfang übrigens auch mit der Arbeitgeberseite. Auch da gab es Arbeitgeber, die mit einem Affenzahn auf einmal die kapitalistische Produktionsweise kannten, aber in so einer Einfachform, wie sie sie aus ihren ML-Schulungen wohl kannten. Also die primitivste Form vom Kapitalismus. Und sie meinten dann, diese auch als Arbeitgeber anwenden zu müssen. An der Wand war jedoch noch so ein weißer Fleck. Da wußte man, dort hing vorher das Bild von Honni. Wenn einer klug war, hatte er jetzt eine Weltkarte drüber gehängt. Das waren die ersten Eindrücke.
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Der am 30. April 1947 in der Nähe von Erfurt geborene Werner Ruhnke wuchs im Rheinland auf. Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte er Betriebswirtschaft. Anfang der 1970er Jahre in die Gewerkschaft eingetreten, arbeitete er vor der Wende in der ÖTV-Bezirksverwaltung Berlin als Gewerkschaftssekretär für die Bereiche Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Automation und Vertrauensleute. Während der Wende war er Leiter der Ostberliner ÖTV-Informationsstelle.

Von 1991 bis 2001 war Ruhnke Vorsitzender der ÖTV-Brandenburg, nach der Bildung von ver.di bis 2007 Leiter des Landesbüros Brandenburg. 2004 wurde er als Galerist in Potsdam tätig. Werner Ruhnke ist außerdem als Mitglied der Gemeindevertretung Seddiner See kommunalpolitisch für die SPD aktiv.

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