Werner Holzwarth

IG Metall
IG Metall
Audio 1 – 3:21
Betriebsrati
Jugend- und Auszubildendenvertretungi
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)i
Tarifverhandlungi
Audio 2 – 3:51
Mitbestimmungi
Audio 3 – 6:13
Akkordarbeiti
Betriebsrati
Betriebsversammlungi
Migrationshintergrundi
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)i
Audio 4 – 2:13
Streiki
Tarifvertragi
Audio 5 – 4:12
Jugend- und Auszubildendenvertretungi
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)i
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB)i
Wiedervereinigungi
Es war ’ne recht lustige Jugendzeit. Die möcht ich nicht missen. Äh, nach meiner Schule bin ich dann, hab ich mich beworben zunächst bei der Post und bei der Firma Carl Zeiss und bei der Firma Wilhelm Grupp in Oberkochen. Ich hatte alle drei Aufnahmeprüfungen gemacht und Wilhelm Grupp war die erste Firma, die geantwortet mit einem Lehrvertrag. Äh, den hat (pocht auf den Tisch) mein Vater dann ganz schnell unterschrieben. Äh, paar Tage später kam die Zusage von der Post, noch mal ’n paar Tage später von der Firma Carl Zeiss, aber es war zu spät. Ich hab dann Industriemechaniker gelernt und ich besinne mich, äh, das war am Ende des ersten Lehrjahres, als der Betriebsrat kam und hat mich geworben zur IG Metall. Also ich bin dieses Jahr 50 Jahre Mitglied. Äh, pff, die Ausbildung lief eigentlich ganz normal, ich war auch in der Jugendvertretung und war auch bei Veranstaltungen der IG Metall. Aber richtig engagiert hab ich mich eigentlich erst, äh, als ich mich in’n Mädchen verliebt hatte. Und das war so: Die war aus der Textilbranche und wir hatten damals in Aalen eine Jugendgruppe, äh, also erstens natürlich Metaller Jugendgruppe, da war ich auch dran beteiligt, ich war, äh, stellvertretender, äh, OJA-Vorsitzender, hallo, das war a Auszeichnung. Und beim DGB war ich dann relativ schnell Kreisjugendauschuss-Vorsitzender. Also ich kann des jetzt aus heutiger Sicht, äh, äh, sagen, was mich dazu qualifiziert hat, weiß ich nicht, aber ich vermut mal, des waren die Mädchen aus Textil, äh, die dann den Ausschlag gegeben haben. Wir hatten in der Zeit in Aalen ‘ne Jugendgruppe, äh, die hat sich aufgeblasen, wenn wir a Seminar gemacht haben, waren 70 Jugendliche da. Karl-Kloß-Jugendheim in Stuttgart war zu klein. Da musste man immer sagen: „Du bleibscht daheim, du bleibscht daheim, dich können wir net mitnehmen, es tut uns leid, du bischt des nächste Mal dran.“ Und wir hatten einen Ortsjugendausschuss, der sehr stark orientiert war auf, ich sag mal auf, äh, äh, betriebliche und äh, äh, tarifliche, weniger auf gesellschaftspolitische Themen. Und da ging’s eben um: Was macht ’n Jugendvertreter? Wie machen wir des? Wie, wo, wo, des stehen Tarifverhandlungen an, was wollen wir und, und alles, alles dies Zeug. ’69, nein, ich muss anders sagen. Ich glaub es war ’66 oder ’67 kam mein Betriebsratsvorsitzender und hat gesagt gehabt: „Werner Holzwarth, du turnscht da in allen Seminaren der IG Metall rum, du maschst bei uns Wahlausschussvorsitzender bei der Betriebsratswahl.“
Für mich war eigentlich, also ich will mal sagen bis heute, äh, außerparlamentarische Opposition isch notwendig, aber sollte übrigens viel stärker, viel stärker, äh, zum Ausdruck kommen. Aber es isch ja natürlich auch wichtig, dass man die parlamentarische, äh, Entwicklung und Gegebenheiten, äh, fördert und unterstützt. Ich sag da, ich sag da a Beispiel. Also viele Metall, auch Bevollmächtigte, die neue Partei gegründet haben, wurde ich auch angesprochen. Und ich hab zu denen damals gesagt gehabt, „Das könnt ihr vergessen. Ich habe als Gewerkschafter gelernt, nicht wegzulaufen, wenn es schwierig wird, sondern zu kämpfen. Und was ihr hier macht, erinnert mich sehr stark an die Entwicklung der Weimarer Republik.“ Damals haben sich ja auch die Linken gespalten, getrennt und sind eigene Wege gegangen. Und das isch mit mir nicht zu machen. Ich hab auch in den Siebziger Jahren mich immer dafür eingesetzt, dass man die Parlamente stark macht. Also ich hab beispielsweise den Seefeld von Bretten gemanagt bei der Bundestagswahl, hab mir da einen Beschluss geholt in der Ortsverwaltung, weil ich gesagt hab, „Des wird mir viel Zeit kosten, ihr müsst des mit tragen. Und wenn ihr sagt: Des geht net. Dann muss ich’s bleiben lassen.“ So und die haben des unterstützt. Weil ich gesagt hab, außerparlamentarisch ist wichtig für mich, aus meiner Sicht wichtig, um politisches Bewusstsein und politische Aufmerksamkeit, äh, zu wecken, aber was noch, was viel wichtiger isch, isch, dass wir die Parlamente stärken. So. Und des war eigentlich mein Credo oder, oder mein, meine, meine Überlegung. Also da führt keen Weg dran und daran halt ich mich auch heute noch, heute noch. Isch überhaupt gar kein Frage, dass mir große Demos machen müssen. Also, also Notstandsgesetze, da war ich schon mit dabei. Da, da also Hemd und Hosen noch ein Stück, ne, aber da war ich schon mit, mit dabei. Oder die Mitbestimmungs-, äh, äh, Geschichte damals gegen Biedenkopf, nicht, also das, das ham wir gemacht. Oder die, die, äh, äh, na wie, wie hieß es? Was der Helmut Schmidt da ver-, veranstaltet hat: NATO-Doppelbeschluss. Nicht, dass, da sind mir, da sind mir los-, losgefahren. Da sind wir dann... Des muss alles sein mit dem Ziel, politische Aufmerksamkeit oder auch politisches Bewusstsein oder Problembewusstsein zu wecken. Aber dabei, dabei kann’s net bleiben. Wir, wir müssen schon gucken, dass wir auch Einfluss nehmen in die Parlamente. Was die Linke zur Zeit, äh, veranstalten, des isch schon bemerkenswert. Des isch ja, al-, alles in Ordnung. Nur man muss schlicht und einfach sagen, also Gesetze werden die nie machen. Also zumindest net in den nächsten 20 Jahre werden die in die Gesetzgebung keinen Einfluss kriegen. Also kann ich sie unterstützen oder auch bleiben lassen. Ist grad egal. Und da, da hab’s ich für mich so entschieden, dass ich gesagt hab, „Nein, ich, äh, äh, bleibe bei der Sozialdemokratie und versuch, die stark, äh, äh, zu halten oder, oder wieder zu machen oder, oder wie auch immer.
Ich hab da ’n, ‘n Erlebnis, das muss auch so ’74, ’75 gewesen sein. Das war so in etwa 17 Uhr und dann kommt meine Ella Krätzler rein ganz aufgeregt: „Guck a mal da zum Fenster hinaus, was da los isch! Guck mal da hinaus, was da los isch!“ Und dann kam a ganzer Schwarm, äh, Menschen auf unser Bürohof wie sich nachher rausgestellt hat, 58. So. Die haben sich aufgestellt vor der Eingangstür und einer kam rein, türkische Bürger. Und der eine kam rein und hat gesagt gehabt: „Wir wollen Mitglied bei der IG Metall werden.“ Ich sag, „Ja, wo arbeitet denn ihr denn?“ – „Ja, bei Fibron.“ Fibron hatte damals noch keinen Betriebsrat, aber 250, 270 Beschäftigte und überwiegend türkische Bürger. Zehn Prozent Frauen, 90 Prozent Männer. Hab ich gesagt, „Ja, gut, isch in Ordnung, können wir machen. Ich geb dir die Aufnahmescheine mit und die nehmt ihr mit nach Hause und dann füllt ihr sie aus und dann bringt ihr sie hier her.“ Hat er die angeguckt, hat Fragen gestellt, was muss da rein, was muss hier rein und so. Haben mir dem so einen Stoß mitgegeben und dann sind sie abmarschiert. Dann hab ich zur Ella gesagt gehabt: „Des riecht. Das gibt Ärger.“ Jetzt werden wir mal sehen, was los isch.“ Andern früh um neune kommt er wieder und bringt so’n Stoß Aufnahmebeitritte. Und da hab ich des neben mich hingelegt (pocht wiederholt auf den Tisch) und hab gesagt, „Und jetzt erzähl mal, was isch los?“ Und dann hat er angefangen. Im Betrieb Akkord schlecht, Arbeitsbedingungen mies, sie stehen im Dreck bis an die Arme. In ihrem Wohnheim Sauerei hoch drei, kein warmes Wasser, gar nix. Hab ich mir alles angehört, alles aufgeschrieben, hab ich Notizen gemacht und dann bin ich rüber und hab mich vorgestellt bei der Geschäftsführung, hab ich gesagt „Ich bin eine im Betrieb vertretene Gewerkschaft, ich will den Chef sprechen.“ Ah, Aufregung, logisch. Aber der hat mich natürlich gekannt, der Geschäftsführer, der Chef, der Dieter Mellert, der hat mich gekannt, der hat mich auch sofort durchgelassen. „Um was geht’s.“ Und dann hab ich gesagt gehabt, „Also erstens Betriebsratswahlen, zweitens will ich heut noch das Wohnheim besichtigen, das ihr dort habt, wo da auch die türkische Mitarbeiter untergebracht sind, die noch keine eigene Wohnung haben. Drittens Betriebsbesichtigung, ich will mir die Arbeitsbedingungen angucken. Sie kennen ja sicher die Arbeitsstättenverordnung, und nach der Prämisse guck ich mir jetzt die Arbeitsplätze an.“ Da war Schweigen im Schacht. Aber er hat mich reingelassen, zunächst a mal in’n Betrieb. Dann wollt er mit mir klären, worum Betriebsrat. Hab ich gesagt, „Betriebsrat ist jetzt, das heißt da machen mir den Aushang, Betriebsversammlung, Wahlvorstand mit allem drum und dran. Ischt gar net so wichtig, mir fahren jetzt in des Wohnheim.“ Und dann hab ich mir des angeguckt. So was Mieses hab ich noch net gesehen. Und dann kam natürlich die Frage der Integration, ne. Ja. Warum sondern die sich jetzt so aus und gehen in solche Drecklöcher rein, die sie zur Verfügung gestellt kriegen eigentlich und, und bewegen sich net in, in, kriegen sie keene Wohnungen oder an was liegt’s? Und des hab ich zum Thema gemacht in der SPD-Veranstaltung. Und darüber wurde in der Presse groß und breit berichtet. Es gab damals, ich glaub, drei oder vier Interviews mit mir zu diesem Thema und überraschend für mich war, dass, dass die türkische Mitglieder mittlerweile des mitgekriegt haben, was mir da in der Öffentlichkeit für’n Zauber machen. Die haben des irgendwo mitgekriegt. Die waren immer informiert darüber. So mit dem Wohnheim, des hat sich dann irgendwann erledigt, mit dem Betriebsrat, das hat sich erledigt. Mir waren dann auch einigermaßen gut organisiert bei dem Fibron da drin oder sind’s, glaube ich, immer noch, weiß ich jetzt net genau, aber sind‘s, ich glaub, immer noch. Aber des Thema Integration hat uns nie losgelassen. Die sind dann zu uns gekommen, wenn Kinder in der Schule Schwierigkeiten hatten. Die sind zu uns gekommen, wenn ihre Weiber mit, wegen ihre Koch... Kopftücher, äh, Kopftücher belästigt worden sind. Wir mussten uns um jeden Scheiß dann im, im wahrschten Sinn des Wortes. Ich konnte denen dreimal sagen, „Leut, äh, isch ja alles richtig, was ihr sagt, aber ihr müsst da selber und, und, und. Die haben dann auch so ’ne, so ’ne Art, äh, äh, türkischen, wie soll ich denn sagen, Interessens, äh, äh, Ausschuss gebildet in Bretten. Haben sich dort regelmäßig getroffen, ich war einmal eingeladen zur Diskussionsrunde. Und dann hatten sie so a türkisches Fest, da haben sie mich eingeladen, bin ich natürlich auch hin. Äh, aber ansonsten alles die Schwierigkeiten, die wir aus der Presse von anderen ja nun kennen. Also, und des Hilflose isch, was willscht denn machen als, als IG Metaller. Ich kann keene Wohnungen bauen in Bretten. Ich kann auch keene, was weiß ich, keene Schulen, äh, beeinflussen und dass sie auf die Kinder besser eingehen und pipapo. Das liegt an der Gesellschaft. So und äh, bei Schenck hatten mir auch so, auch, äh, äh, türkische Truppe, also Schenck isch a Gießerei, wenn da ‘ne Pfeife sagt, „Alle Türken raus!“, denn steht die Gießerei flach. Übrigens, äh, bloß nebenbei gesagt, äh, für gewerkschaftliche Aktionen waren die Türken immer in der vorderschten Reihe.
Diese, diese etwas ja deutliche politische Entwicklung wie wir des in den Vorjahren gewohnt waren da, die hat den Ursprung an dem allgemeinen politischen Wandel, der damals stattgefunden hat. Da hat die Studentenbewegung was bewirkt, dann war der Regierungswechsel Kiesinger, Brandt, des hat was, was bewirkt. Denn kamen unsere Tarifrunden dazu in de Siebziger Jahren, da musste man ja mobilisieren. Zuerscht mal, um die Forderungen aufzustellen, dann zu sage, „Leute, die haben, die wollen uns bescheißen, ne. Wir haben zwölf Prozent gefordert, die bieten nur dreieinhalb Prozent an. Machen wir Warnstreiks.“ Damals haben mir ja oftmals Warnstreiks gemacht. Dann machen mir Urabstimmung. Dann sind mir wirklich im Streik, ne. Und dann muss man ja auch das, also des, des Geld ausbezahlen, ne. Da sieht man was von, von seiner Gewerkschaft, ne. Das isch sichtbar ja, haha. So, und dann kommt der Tarifabschluss, dann gibt’s die Lohnerhöhung da. Und dann muss man ja auch wieder debattieren und sagen, „Leute, haben mir miteinander geschafft, ne. Und die, wo da jetzt noch nicht dabei waren, die müssen mir jetzt reinholen, damit unser nächschter“, Tarifvertrag gilt nur zwölf Monate, „dass man die das nächschte Mal dabei hat dann, ne.“ Ich führe, das sind, sind auch unsere steile Mitgliederentwicklung der Siebziger Jahre, die hat weniger mit dem Werner Holzwarth zu gehabt, oder dass der Gerhard Holler das net als Vorgänger net hingekriegt hat, nun das hing alles mit diesen, mit diesen Entwicklungen, mit diesen Prozessen, das waren ja richtige Prozesse, die da, da stattgefunden haben. Damit hing’s zusammen. Und danach hat auch, des kann man nach-, nachprüfen, glaube ich, da gibt’s wahrscheinlich auch empirische, äh, äh, äh, Untersuchungen. Danach hat auch des Ansehen der Gewerkschaften halt in, in, in der Gesellschaft a völlig neues Gesicht gekriegt. Also da bin ich überzeugt davon, das hängt damit alles, alles zusammen. Und dann kommen natürlich die Krisenjahre, ne, wo wir denn zugeben müssen, also wir können auch keen Arbeitsplätze zaubern. Nicht, und wir können auch net alle Kündigungen verhindern. Und wenn a Betrieb pleite ischt, können mir ihn net aufkaufen.
Mir hatten a mal nach der Wende haben wir recht schnell dort die Verwaltungsstellen aufbauen wollen, also Mitglieder neu erfassen, wir konnten ja net die DGB-Mitglieder und die Metall-Mitglieder vom FDGB einfach übernehmen und dann passt das, sondern wieder brauchten die persönlichen Daten in Frankfurt, Bindung, Wohnort und, und, und, und, und. Und da haben mir noch jede Menge Leute eingestellt. Ne, im Prinzip waren mir genauso oft auf der Suche, dass mir Geeignete finden als dass wir Bewerbungen gelesen haben, die sich bei uns... Da wurde eingestellt auf Teufel komm raus. Und als wir die Mitglieder dann alle soweit erfasst hatten und da drüben die Wirtschaftsstrukturen zusammengebrochen sind, ne, da hatten wir in jedem Büro Überbeschäftigung. Na, da hat damals unser Organisationsleiter in der Bürobesprechung gesagt: „Ja, was machen wir jetzt? Was machen wir denn da?“Ne, kündigen können wir ja auch net. Die Ost, äh, die West-Verwaltungsstellen, die sind alle gut versorgt, da kriegen wir sie auch net unter, ne. Und die ganze Helfer, die da vom Westen rüber sind, die haben sich entweder etabliert oder sind wieder zurückgekommen, ne. So. Und da hatten mir dann auf einen Schlag 100, ich glaub, an der Spitze waren’s 118 Schwerpunktsekretäre. Da war in Frankfurt einer beschäftigt die ganze Woche lang, um zu gucken, wo er die die nächste Woche unterbringt, wo die nächste Woche Arbeit haben. Und ehrlich gesagt, ich war da ja mit beteiligt. Ich hab ja des auch net so gesehen, ne. Oder die Gefahr net rechtzeitig erkannt, dass wir uns da selber einen, einen Fallstrick bauen, ne. Ich war da auch kräftig mit dabei, ne. Aber wie gesagt, es gibt ja nun wenige Verwaltungsstellen, die sich auf‘fe, auf‘fe gesunde Struktur aufgebaut sind, ne. Des isch, äh, Zwickau mit ihrem großen VW-Betrieb, des isch, äh, Chemnitz mit dem Maschinenbau, äh, haben sich etabliert, haben a gesunde Struktur hingekriegt, übrigens mit dem Sigmar, ah, Sieghard Bender, der jetzt in, in Esslingen Bevollmächtigter isch. Dem ich die Jugendvertreterarbeit beigebracht hab. Der stammt aus unserer Jugendarbeit. Jedenfalls, die haben a gesunde Struktur. Und dann wird’s schon dünn, sehr dünn. Dresden isch schwach, Erfurt isch schwach, Eisenach isch schwach, die ganze, die ganze, äh, Thüringer Linie bis hinter rein nach Jena, die gehen alle am Hungertuch. Äh, Leipzig isch nicht großartig, muss man vorsichtig sein, ne, sonst wird da auch nix. Eisenhüttenstadt lebt im Prinzip auch von einem Betrieb, von der Gießerei, von den Stahlwerken. Äh, oben in Potsdam und Berlin, wissen mir Bescheid, ist strukturell ganz mies, ganz, ganz, ganz schlecht. Und äh, also wie gesagt, ich kenn im Prinzip nur die zwei großen Verwaltungsstellen, wo man sagen kann, die sind gesund, die sind gesund in jeglicher Hinsicht. Die stabilisieren sich in den Mitgliederzahlen, haben sie da Zuwächse. Dresden hat zur Zeit auch Zuwächse in der Mitgliederzahl und äh, Ortskasse haben sie grad so einigermaßen, aber alle andere hängen ja noch am Tropf, ne. Und wenn die ’n Bleistift kaufen wollen, müssen se in Frankfurt anrufen, ob se noch mal Geld kriegen. Da ham mir uns, da ham mir uns kräftig verkalkuliert und, und wir haben des in Frankfurt auch falsch eingeschätzt. Mir sind denn mit der Euphoriewelle, die da am Anfang isch, haben wir uns vorne hingesetzt und haben wir uns schwimmen lassen. Ja und, wo mir uns recht umgedreht ham, ham mir gesagt, „Wo sind denn, wo sind se denn?“ Ne. Haben mir gemerkt, mir sind ja fascht allein.
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Werner Holzwarth wurde am 22. Juni 1945 im brandenburgischen Lennewitz geboren. 1946 zog die Familie nach Essingen im Landkreis Aalen. Dort besuchte Holzwarth die Volksschule und absolvierte anschließend eine Lehre als Industriemechaniker. 1961 trat er in die IG Metall ein und engagierte sich in der IG Metall- und DGB-Jugend. 1968 wurde er Mitglied der SPD.

Nach seiner Wahl 1967 zum Betriebsrat und wenig später zum Betriebsratsvorsitzenden arbeitete Holzwarth ab 1969 hauptamtlich für den DGB in Stuttgart. Wenig später ging er als Nebenstellenleiter nach Heilbronn, bald darauf zur IG Metall-Verwaltungsstelle Bretten-Bruchsal in Bretten, wo er 1972 schließlich 1. Bevollmächtigter wurde.

1984 wechselte Holzwarth zur IG Metall-Hauptverwaltung in Frankfurt. Dort arbeitete er zunächst in der Tarifabteilung, später als Assistent eines Vorstandsmitglied bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2003.

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