Monika Wulf-Mathies

Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
Video 2 – 7:47
Werkarbeiti
Leiharbeiti
Arbeiter_ini
Duales Ausbildungssystemi
ALG I und ALG IIi
Arbeitgeberi
Arbeitsverhältnisi
Tarifvertragi
Video 3 – 2:36
Gleichstellungi
Audio 4 4:00
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB)i
Gewerkschaft ÖTV in der DDRi
Audio 5 1:47
Wiedervereinigungi
Audio 6 3:14
35-Stunden-Wochei
Tarifvertragi
Arbeitgeberi
Ich denke, wichtig für meine Entwicklung war immer die Tatsache, dass ich eine berufstätige Mutter hatte, die sich durchbeißen musste, und es dann schließlich bis zur Abteilungsleiterin in einer Krankenkasse brachte, und das bedeutete für mich, dass also Frauen berufstätig sind, dass sie Karriere machen können, war für mich von Anfang an was Normales. Ich war auch eher stolz auf meine Mutter während der Schulzeit, weil die meisten Frauen eben zuhause sich nur um ihre Kinder kümmerten und das Ganze hat sicher auch mitgeholfen selbstständig zu sein und auch ein gewisses Selbstbewusstsein zu entwickeln. Mein Vater war 25 Jahre älter als meine Mutter, arbeitete in der Finanzverwaltung und war eher der Schöngeist der Familie, der mich eher im kulturellen Sinne geprägt hat. Er hat bis in sein hohes Lebensalter Gedichte geschrieben und zum 88. Geburtstag meiner Mutter hab ich eine Sammlung seiner Gedichte herausgegeben und ihr geschenkt, einfach um auch ein Stück davon, nachdem er schon lange tot war, zu erhalten. Meine Großmutter wohnte bei uns, hat den Haushalt geführt, was natürlich bei einer berufstätigen Mutter eine sehr günstige Konstellation war, und hat darauf geachtet, dass es uns an nichts fehlt, und hat mich auch ziemlich verzogen. Wobei ich allerdings sagen muss, dass ich das natürlich gerne angenommen habe, aber die Hochachtung eigentlich mehr bei meiner Mutter war, die etwas strenger war und die weniger Zeit hatte, aber für mich eine wichtigere Instanz war. Insgesamt, wenn ich an meine Kindheit zurückerinnere, denke ich, dass die verhältnismäßig unspektakulär verlief. Ich ging gern in die Schule und war eine ziemlich gute Schülerin, war also dann auch im Abitur von der mündlichen Prüfung befreit. Das wurde man damals, wenn man einen entsprechenden Notendurchschnitt hatte. Politisch gehörten meine Eltern eher zu der Generation, die nach dem Hitler-Faschismus eben nicht gerne über die Vergangenheit redeten. Mein Vater kam eher aus einer national-konservativen Richtung und hat deshalb Hitler nie gemocht und war auch immer sehr negativ eingestellt. Meine Mutter war eigentlich ziemlich unpolitisch und was vielleicht ganz nett ist, ist zu sehen, dass sie dann im Laufe meiner Entwicklung sich auch politisiert hat, weil sie natürlich verfolgt hat, was ich tue, sicher auch ein bisschen stolz war und dann auch irgendwann Gewerkschaftsmitglied wurde, obgleich das gar nicht so sehr ihrem sonstigen Denken entsprach und bis zu ihrem Tod war sie also Mitglied von ver.di. Aber ich würd mal sagen, so aus einer eher abgeleiteten mütterlichen Sicht heraus und nicht weil sie selber von Anfang an in diesen Bereichen sich engagierte.
Man braucht sie auch nicht immer, glaub ich, aber man braucht schon eine Basis. Und was ich nicht in Ordnung finde an der jetzigen Situation ist eben, dass junge Leute und besonders Frauen eben immer nur befristete Arbeitsverträge bekommen, dass wir zwar wollen, dass alle Frauen möglichst Gebärmaschinen sind und zehn Kinder kriegen, aber gleichzeitig eben ihnen nicht die Chance geben, das auf einer einigermaßen abgesicherten sozialen Basis zu machen. Und ich hab gesagt, ich bin dafür, dass man begrenzte Risiken eingeht, aber eine totale soziale Unsicherheit führt dazu, dass Menschen … dass sich eben ein neues Nomadentum entwickelt. Gucken Sie sich mal die ICEs am Wochenende an, die voll sind von Leuten, die vom Arbeitsort nach Hause und umgedreht fahren. Da wird immer gesagt, die Deutschen seien so wenig mobil – das ist Quatsch, sie sind inzwischen übermobil. Aber man muss sich eben dann schon fragen, wie will man dann erreichen, dass Menschen eine Familie gründen und auch die dafür die notwendige Sicherheit haben, das heißt jetzt nicht, dass die ein Beamtenverhältnis bis 65 unbedingt haben müssten und dass was anderes nicht ginge. Aber man muss schon eine vernünftige Mischung zwischen Flexibilität, die man, glaub ich, durchaus braucht, und Sicherheit haben, damit Menschen eben auch irgendwo sich verankern können und ihr Leben selbst gestalten können und nicht von Praktikum zu Praktikum, oder von Werkvertrag zu Werkvertrag, oder dann eben von Leiharbeitsfirma zu Leiharbeitsfirma unter schlechteren Bedingungen als die Stammbelegschaften. Da sind die Gewerkschaften aber natürlich auch, glaub ich, nicht immer ehrlich genug, weil natürlich der Mensch mit dem Normalarbeitsverhältnis, das ist der klassische Gewerkschafter, der Mann, der bei einem Arbeitgeber von der Lehre bis zur Pensionierung oder Verrentung arbeitet. Und die Angst davor, dass Standards im Normalarbeitsverhältnis ins Rutschen geraten, hat, glaub ich, schon auch dazu geführt, dass man nicht immer mit der gleichen Verve sich um prekäre Arbeitsverhältnisse gekümmert hat, dass man Teilzeitarbeit zeitweise verteufelt hat. Natürlich ist Teilzeitarbeit auch in der Regel eine Sackgasse, wenn es um Karriere geht, wenngleich mit der, ja, positiven gesellschaftlichen Veränderung, dass Männer auch mehr Interesse an Erziehung ihrer Kinder und an Privatleben entwickeln, das irgendwann, wie soll ich mal sagen, wieder stärker in die Balance gehen kann. Aber was eben, denk ich, einfach wichtig ist, ist, dass ein Minimum an Sicherheit eben auch freie Entscheidungen ermöglicht und die Leute nicht zwingt dann eben diese prekären Beschäftigungsverhältnisse einzugehen, bevor sie dann gar nichts haben. Und wie gesagt, ich glaube, es ist eine schwierige Gratwanderung für Gewerkschaften, prekäre Arbeitsverhältnisse zu organisieren, zu tarifieren, aber wenn wir als Gewerkschaften nicht den Schwächsten der Gesellschaft helfen und quasi nur so in der Mittelschicht uns aufhalten, ich glaube, und diese Mittelschicht auch schrumpft, dann haben wir auch irgendwie unsere Aufgabe verfehlt. Und ich glaube, dass das ein Thema ist, was immer noch nicht so richtig ausbalanciert ist. Das ist jetzt mit den Aktivitäten, die gemacht werden, um Leiharbeit möglichst schnell in reguläre Arbeit zu bringen, da ist so ein Punkt. Aber das ist auch wieder mehr der Produktionsbereich und ist mehr der immer noch tariflich ziemlich komfortabel geregelte Bereich, also wer einen IG-Metall-Tarifvertrag hat, ist immer noch die Crème, wenn man so will, der Arbeiter, und grade diese ganzen unterschiedlichen Arbeitsverhältnisse, die Frauen angedient werden, die sie aber zum Teil auch deshalb eingehen, weil eben zum Beispiel die Kinderbetreuung nicht gesichert ist, oder weil, selbst wenn sie halbwegs gesichert ist, immer noch zusätzliche Aufgaben auf Frauen zukommen, diese Grauzone von ganz unterschiedlichen prekären Arbeitsformen, die schreit eigentlich nach einer noch sehr viel stärkeren Regulierung. Und da ist sicher die eine Seite, das was Gewerkschaften tun können, und die andere Seite eben auch, dass man bestimmte Dinge einfach verbietet, nicht, dass man eben die geringfügige Beschäftigung und die 400-Euro-Jobs eben nicht mehr zulässt in der Breite und nicht zulässt, dass ganze Geschäftsmodelle darauf beruhen, dass Menschen ein Arbeitseinkommen haben und dann dieselben Menschen noch Aufstocker bei Hartz IV sein müssen. Das kann nicht so sein, dass ein Geschäftsmodell nur darauf beruht. Ich hab das erlebt bei der Post, wo plötzlich die Wettbewerber eben anfingen Löhne von 3, 6, 7 Euro war schon viel, anzubieten und wo auch eben so ein Modell, wie das dann über die Bildzeitung und PIN lief, nur funktionierte, weil man sicher sein konnte, dass eben der Rest des Einkommens vom Staat über die Aufstockerregelung dazukam. Und es kann ja nicht sein, dass der Staat dann damit letztendlich dieses miese Geschäftsmodell finanziert und legitimiert.
Also Frau in Führungsposition: Ich glaube, dass Frauen sehr viel mehr sachorientiert sind und dass dieses Gockelgehabe und an jeder Ecke zu beweisen, wer jetzt der Hahn im Korbe ist, dass Frauen das weniger haben. Die wollen auch was erreichen und die wollen auch an die Spitze, aber die sind nicht bei jeder Gelegenheit erpicht drauf zu sagen, aber ich bin der Größte oder dann in dem Fall die Größte, und sie sind eigentlich mehr ergebnisorientiert und nicht, aus meiner Sicht, so sehr machtbesessen im Sinne von zeigen, hier ich bin eben der große Macher. Und sie sind, glaub ich, auch konsensorientierter, versuchen eher im Konsens Ergebnisse zu erreichen und ich glaube, dass sie auch mehr als Männer interessiert sind an einem guten Betriebsklima, also daran, dass die ... das Arbeitsumfeld, wie soll ich mal sagen, friedfertig und eben auch so organisiert ist, dass man gerne arbeitet. Und ich hab auch immer gerne mit Frauen gearbeitet. Also dieses Argument Frauen sind nur drauf aus, sich gegenseitig in den Rücken zu fallen oder die Augen auszukratzen, ich könnte da kein Beispiel nennen und ich bin von Frauen auch gefördert worden in meiner Ministerialzeit und ich hab immer, vielleicht auch aus ideologischen Gründen, versucht, wo immer möglich Frauen zu fördern. Also ich glaube, dass die Führung von Frauen mehr orientiert ist darauf, gemeinsam Ergebnisse zu erzielen und nicht so sehr ständig zu beweisen, dass man selber eine Superfrau ist.
Es ist daran gescheitert, dass eben der Schritt von „Wir sind das Volk“ zu „Wir sind ein Volk“, das habe ich immer dafür verantwortlich gemacht. Das war ein wesentlicher Punkt. Als man noch das Volk war, war klar, wir wollen versuchen, was Eigenständiges. Und das hätte ja auch durchaus in manchen Fragen, wenn die Grundrichtung gestimmt hätte, ein bisschen anders sein können. Aber mit „Wir sind ein Volk“ hieß es doch, bitte keinen Umweg mehr woanders hin. Dann kam hinzu, dass eben ein Großteil der Leute, der Arbeitnehmer gesagt haben, geht mir weg mit allem Politischen. Das heißt, die Zahl derer, die sich engagieren wollten, um einen solchen Weg zu gehen – und wir haben ja gesagt, die muss von unten nach oben aufgebaut werden –, war nicht so riesig. Viele haben gesagt, geh mir weg mit allem Politischen. Wir haben gesehen, wohin das führt, so ungefähr. Nein, danke, wir müssen jetzt nicht mehr, und wir wollen auch nicht mehr. Und dann das dritte Argument war oder der dritte Punkt, dass wir eben nicht verhindern konnten, dass an ein paar Ecken eben doch dann die alten Gewerkschaften versucht haben, das Ganze zu unterwandern, indem sie eben gesagt haben, wenn die da jetzt einen Altenclub aufmachen, dann müssen wir sehen, dass wir in dem Club was zu sagen haben. Und es dauerte zu lange, eine Gewerkschaft wirklich von unten nach oben aufzubauen. Und als wir – deshalb sage ich ja immer „der Sterbende Schwan“ – als wir, – das war also damals mein geflügeltes Wort – als wir im Grunde diesen Gewerkschaftstag der ÖTV in der DDR hatten, war eigentlich schon klar, dass auf dem Weg das nicht zu machen ist, weil eben ganz viele, auch übrigens Einzelmitglieder gesagt haben, was soll ich in der ÖTV in der DDR? Ich will in der ÖTV, in der richtigen ÖTV sein. Und ich denke, das hat eben was – wenn es einen stärkeren Druck auf eine eigenständige Entwicklung gegeben hätte, jetzt nicht nur im Gewerkschaftsbereich, sondern überhaupt, dann wäre das vielleicht eine Möglichkeit gewesen, aber so eben nicht. Und dann kam eben die Angst dazu, nachdem sich das dann alles so beschleunigte, dass man da jetzt plötzlich eine Organisation hat, die man dann nicht mehr in den Griff kriegt, wenn die Einheit dann da ist, weil das Vereinsrecht – so einfach ist das ja alles nicht, mit Auflösung und tralala. Es war dann ja relativ kompliziert auch, die ÖTV in der DDR dann wieder einzufangen. Und die Sorge – man hatte dann eben sehr schnell doch die Sorge, a) das wird nicht das Gebilde, was wir uns vorgestellt haben. Es wird auch nicht so ein shining example einer neuen, freien Gewerkschaftsbewegung, und auf der anderen Seite geht die Entwicklung eben so schnell, dass man möglicherweise dann da einen Konkurrenten installiert möglicherweise auch dann übernommen von alten FDGBlern, die mit Macht und Geld versuchen, daraus was zu machen.
Im Prinzip war es ja nicht so, dass wir beschäftigungslos gewesen wären und jetzt auch eine neue Aufgabe gewartet hätten. Insofern – und unsere Mitglieder die Erwartung an uns hatten, und die uns letztendlich bezahlt und gewählt hatten, saßen hier nach wie vor im Westen, hatten ihre Ansprüche, und wir mussten irgendwie, und wir waren schon in der Zeit arg – praktisch nicht nur, aber doch zu 80, 90 Prozent, denke ich, mit deutscher Einheit beschäftigt. Und von daher muss man natürlich sehen, dass unsere Kapazität sicher auch nicht unbedingt ausgereicht hat, in diesem ohnehin sich dann eben auch ständig beschleunigenden Prozess noch mal ganz neue Modelle zu entwickeln. Weil wenn wir die Zeit gehabt hätten, die man zunächst – also meinetwegen auch da in dem Kohl‘schen Zehn-Punkte-Plan oder so hatte, dann wäre das sicher auch anders gelaufen. Aber man hat einfach gesehen, dass sich das so wahnsinnig schnell veränderte, und dass man eben immer gucken musste, auf der einen Seite eben den starken Wunsch dort, freie Entfaltung und eine freie Entwicklung zu ermöglichen, auf der anderen Seite das Organisationsinteresse der ÖTV nun auch nicht dadurch zu beschädigen, dass man nachher da am Ende vor lauter unvereinbaren Teilentwicklungen steht.
Der Bispinck hat ja so eine Umfrage zu 60 Jahren Tarifpolitik gemacht und hat da dann so die Highlights beschrieben, natürlich 35-Stundenwoche, tralala, und hat dann gefragt, und da habe ich die Angleichung des Tarifrechts Ost-West, weil auch da kam der Osten null vor. Und ich bin die Einzige, glaube ich – du musst mal dir das auf der Webseite angucken von Hans-Böckler –, ich glaube, ich bin die Einzige, die irgendeinen Osttarifvertrag da erwähnt hat. Das ist auch typisch. Also alle haben natürlich alles, was hier im Westen Wunderbares ist, und was weiß ich, und natürlich im Wesentlichen Metall, geschenkt, das ist sicher auch so. Und ich habe auch gesagt, in der Zeit hat die ÖTV eine Vorreiterrolle gespielt, auch für die soziale Einheit, by the way. Weil die Tatsache, dass uns die Angleichung so schnell und viel schneller als in den Tarifbereichen, also von Sparkassen und so mal abgesehen, mit den anderen Tarifbereichen gelungen ist, haben wir, denke ich, nicht nur zur Demokratisierung eines Teils der Gesellschaft einen erheblichen Beitrag geleistet, sondern auch zur sozialen Einheit. Und zwar, dass immerhin Teile, auch wenn dieser Riesenstreit dann da um die Anerkennung der Vordienstzeiten – das war ja ein Riesenärgernis und auch was, was wir vielleicht im Westen wirklich nicht so verstanden haben, eben diese Frage der Würde und der Anerkennung der Lebensleistung und vielleicht auch nicht nur der materiellen, sondern auch einfach ideellen Anerkennung dessen. Aber insgesamt haben wir ganz früh im öffentlichen Dienst eben das alte DDR-Tarifrecht abgelöst und eben in sehr großen Schritten die Angleichung erreicht. Natürlich hatte das politische Gründe, weil man natürlich verhindern wollte, dass man gerade in dem Bereich zusätzliche Probleme schafft, aber – also das heißt, wir hatten an der Ecke zum Teil relativ willigere Arbeitgeber, als wenn es um Verbesserungen im Westen ging. Aber das war erstens unheimlich wichtig aus diesen beiden Gründen für den Osten, und es war natürlich auf der anderen Seite eine wichtige Beruhigungsleistung gen Westen, nämlich: Die ziehen euch nicht runter, sondern ihr schafft schon, die anzugleichen.
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Monika Wulf-Mathies, geborene Baier, kam am 17. März 1942 in Wernigerode im Harz zur Welt. Sie wuchs in Hamburg auf, studierte in Hamburg und Freiburg Geschichte, Germanistik und Volkswirtschaft und promovierte 1968. Ihre berufliche Laufbahn begann Wulf-Mathies in der Pressestelle des Bundeswirtschaftsministers Karl Schiller, bevor sie 1971 ins Bundeskanzleramt wechselte und dort zwischen 1973 und 1976 das Referat „Sozial- und Gesellschaftspolitik“ leitete.

Bereits seit Anfang der 1970er Jahre war sie in der Gewerkschaft ÖTV tätig. 1976 übernahm sie im Geschäftsführenden Hauptvorstand der ÖTV die Zuständigkeit für die Sozial-, Frauen- und Gesundheitspolitik und wurde nach dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden Heinz Kluncker 1982 überraschend zu dessen Nachfolgerin gewählt. Wulf-Mathies war damit die erste Frau an der Spitze einer DGB-Gewerkschaft. 1985 wurde sie zudem zur ersten Vizepräsidentin der Internationalen der Öffentlichen Dienste (IÖD) gewählt, 1989/90 war sie deren Präsidentin.

Während ihrer Zeit als ÖTV-Vorsitzende trat sie unter anderem für die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden ein und begleitete den gewerkschaftlichen Fusionsprozess nach der Wiedervereinigung. Als prägend für die Organisation erwies sich der Lohnstreik im öffentlichen Dienst 1992. Trotz der Ablehnung des Tarifergebnisses durch die Mitgliedschaft in der Urabstimmung wurde Wulf-Mathies im selben Jahr als ÖTV-Vorsitzende bestätigt.

1994 legte Wulf-Mathies ihr Amt als ÖTV-Vorsitzende nieder und wechselte ein Jahr später als EU-Kommissarin nach Brüssel. Nach dem Rücktritt der gesamten EU-Kommission unter Jacques Santer 1999 war sie kurzzeitig europapolitische Beraterin Bundeskanzler Gerhard Schröders, um dann von 2001 bis zu ihrem Ruhestand 2008 im Vorstand der Deutschen Post AG tätig zu sein.

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