Ich bin also 41 in die Schule gekommen, das ist eine verrückte Agenda und musste Sütterlinschrift lernen. Das war damals die noch übliche Schrift. Dann gab es ein Jahr darauf auf Weisung von oben natürlich die Umstellung auf lateinische Schrift. Nachdem ich das Alphabet konnte, musste ich ein neues Schreiben lernen auf Latein. Das war also schulisch eine kleine Katastrophe. Für mich kam erschwerend hinzu, ich bin Linkshänder und ich durfte nicht links schreiben. Ein deutsches Kind schreibt rechts, sagte der Nazi-Lehrer, und das hat natürlich nie so richtig funktioniert und das ist mein Leben lang eine Schwäche geblieben, dass ich nicht schön schreiben konnte, was damals noch sehr wichtig war und worauf man auch achtete, [war wichtig] auch für das spätere Leben, was man verwenden konnte, vor der Computerzeit natürlich. Dann, wie gesagt, wurde das Alphabet gewechselt und da bin ich zur Schule gegangen bis 1944 im September und da war nach der Invasion der Alliierten in Frankreich die Front so nah im Westen unseres Landes, also bei Düren, dass keine Schule mehr stattfinden konnte. Da kamen jeden Tag Tiefflieger, die auf alles schossen, was sich bewegte und dann, weiß ich gut, ich hatte eine Schwester wohnen in Metzbrück bei Aachen, da war eine … ein kleiner Flughafen und mein Schwager war da auch bei der Reichsbahn und meine Mutter und ich gingen sie, da sie kleine Kinder hatte, ab und zu besuchen und fuhren kompliziert mit der Bahn von Büren nach Düren und von Düren nach Eschweiler, und wie das dann so geht, dahin. Und dann sind wir 1944, meine Mutter und ich, damals war ich 9 Jahre alt, sind wir von Baum zu Baum gesprungen, weil die schossen auf alles was sich bewegte, die Kameradilla mit ihren Lightnings, die da hauptsächlich kamen, und dann sind wir also zwischen fliegenden Geschossen hin und hergewandert bis zu meiner Schwester. Das hat sich also sehr eingeprägt und wenn meine Mutter später da hingefahren ist, ist sie allein gefahren, hat sie gesagt, das ist zu gefährlich für dich. Das sind natürlich auch Sachen, die eine Rolle spielten. Dann sind wir evakuiert worden, als die Front dann näherkam, in die Nähe von Hannover, in die Nähe des Steinhuder Meeres. Und dann haben wir ein schönes halbes Jahr gehabt mit wenig Schule, das heißt, 44 September war sie im Dorf bei uns zu Ende, in der Evakuierung bin ich dann auch noch zwei Monate zur Schule, dann war der Krieg zu Ende, dann fiel die Schule aus und dann gab es alles so Dinge und dann sind wir wieder nach entsprechender Zeit nach Hause aus der Evakuierung zurückgefahren, kamen zu Hause an, das Haus war, na gut, wie das so ist nach Monaten, wenn man es verlassen hat, aber keine größeren Kriegsschäden. Und dann waren wir wieder in dem Ort, wo ich geboren bin, wo ich zur Schule ging. Meine Schule gab’s nicht, einen Lehrer gab’s auch nicht und ich hab dann später immer meinen Neffen erzählt, die immer neidvoll waren, ich hatte die schönste Jugend, ich hab zwei Jahre nur Fußball gespielt ohne störende Einflüsse von Schule und Hausaufgaben (lacht) und die konnten da natürlich nichts mit anfangen. Ich wollte ihnen nur veranschaulichen, wie wenig Schule ich hatte, denn weil sie ja klagten über die Schule, über die Mühe der Schule und so weiter. Und dann bin ich dann 1950 im März nach einer Schulverlängerung, wie sie dann war, erst halbe Tage, dann volle Tage, also von 41 Herbst bis März 1950 war meine Schulzeit mit jahrelanger Unterbrechung, Kurzschulzeiten, weil nur ein Lehrer da war und Ähnlichem, und mit dem, was ich mir dort erworben habe, bin ich dann in den Beruf gegangen ...