Die CDU kam in die Regierung durch ein Umfallen der FDP, also nicht durch einen normalen Wahlvorgang. Das war ja schon in der ganzen Journalistik und in der ganzen Gesellschaft, ne Frage, darf man so was machen. Ist das demokratisch, ist das demokratisch, ne und so. Und sehr richtig hat Kohl ja dann auch gesagt, ich mach nur einen Haushalt und dann wählen wir neu, ne? Dann, ich will dann wirklich wissen, hab ich für diese Politik die Mehrheit, also nicht durch nen Koalitionswechsel, die Wende machen. Das war das eine, das andere war, dass zweiundachtzig, als die Regierung Kohl begann und Blüm Arbeitsminister wurde, das Soziale, die Sozialpolitik noch’n ganz anderen Stellenwert hatte als heute. Zunehmend in den Jahren ist das geschwunden. Unabhängig von den starken Gewerkschaften die damals ihre sozialen Forderungen formulierten, war auch in den Medien noch viel mehr Verständnis und auch Ausgewogenheit in der Beurteilung der sozialen Fragen, also selbst die Süddeutsche, also der Spiegel hatten damals zu der Zeit noch eine sehr ausgewogene Darstellung und Berichterstattung über soziale Ausgewogenheit, Sozialausgleich, soziale Gerechtigkeit und so weiter. Blüm hat ja dann mit sparen begonnen, die Regierung hat mit sparen begonnen. Und zwar in allen Zweigen der Sozialversicherung, aber nicht aus Übermut, das war noch nicht so, so Arbeitgeberdruck, da bestimmte Veränderungen vorzunehmen. Die Rentenversicherung stand vor der Zahlungsunfähigkeit, das Gesundheitswesen war in einem explodierenden Kostenschub, die Arbeitslosenversicherung fiel finanziell, brauchte immer mehr Bundeszuschüsse. Das war eine, eine Lage, in der Blüm Minister wurde, das hatte nichts mehr mit Ideologie zu tun, sondern mit, mit, damit das Soziale System zu retten, ne? Aber diese Maßnahmen die dann gemacht wurden, wurden in den Gewerkschaften schon gar nicht, aber auch in den Medien nicht als wirklich notwendig akzeptiert. Es konnte damals noch einer von der sozialen Abrissbirne reden und alle haben das geschrieben und alle haben das dargestellt und die Gewerkschaften haben dann einmal, dass sie, die Sozialdemokraten in den Gewerkschaften, dass sie die Regierungsmacht verloren hatten, aus Wut darüber und dann auch gegen die Einschnitte, die ja nun wirklich gravierend waren, haben die nun eine, eine ganz unbefangene ohrenbetäubende Opposition gegen die Regierung losgelegt, in den ersten Jahren. Ich erinnere mich jetzt so im nachhinein, dass viele Gesprächspartner mir sagen, der Blüm war ja n Betonkopf, der hat ja sozial nichts verändert, der hat jahrelang nur mit einem rabiaten Widerstand der Gewerkschaften und auch der Sozialverbände die Maßnahmen durchgesetzt, die er für richtig und für notwendig hielt, ne? Das wurde hinterher ganz anders. Heute können ja die Arbeitgeber ihre Interessenvorstellungen so weitergeben, als wenn es Gemeinwohlforderungen wären. Das wird ja heute unkommentiert was für Arbeitsplätze ist und die Ergebnisse sind ja auch entsprechend, ne? Die werden heute in den Medien ja eigentlich kommentarlos übernommen und, und auch überwiegend begrüßt. Das war in der Zeit, wo, wo Kohl die Regierung übernahm und Blüm Arbeitsminister war überhaupt nicht der Fall. Da hatte das Soziale noch richtig einen Stellenwert.