Ludger Reuber

Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
Das waren mehr sozialpolitische Themen, in dem Augenblick, wo ich dann hauptamtlich in Königswinter bei der CDA eingetreten bin, da war die Gewerkschaftsfrage natürlich, also das war ja die, die Kollegen in den Gewerkschaften für ne Rolle spielen. Das waren die Themen in den Vorstandssitzungen und so. Wo ich ja immer dabei war, dann. Ich bin übrigens dann glaube ich, erst mit dem Eintritt in die Hauptgeschäftsstelle CDA Gewerkschaftsmitglied geworden. Ich war vorher Mitglied in einem Journalistenberufsverband, als ich bei KNA war und hab dann erst gesagt, dat is wohl schlecht das du bei der CDA hauptamtlich bist und bist nicht mal in der Gewerkschaft. Also ich war schon in nem Berufsverband, aber dann und dann musste ich in die HBV eintreten, weil die Parteien und ihre nachgeordneten Gliederungen und so der HBV zugeteilt waren, ne? Dann hab ich auch angefangen, mich an den Arbeitsgruppensitzungen da, den Ortsversammlungen in Bonn zu beteiligen.
Insgesamt war das in der Zeit der Opposition in der CDA ja nicht so kontrovers. Die, die Politiker, die Bundestags- und Landtagsabgeordneten, waren auf der, zur Bundesebene hin in der Opposition und die Gewerkschafter in der CDA haben überwiegend auch kritische Positionen vertreten gegenüber der Regierung, ja? Und da war man sich an für sich im draufschlagen auf die Regierung relativ einig, ne? Die Sache wurde viel spannender, als wir dann in der Regierung waren und der Druck der Gewerkschaften auf die Regierung sehr stark war und die Christlich-Sozialen in den Gewerkschaften natürlich viel stärker zwischen den Fronten waren und in den Vorstandssitzungen ging es dann zum Teil auch, wenn ich mich recht entsinne, viel rabiater zu, in der Frage., was können wir in der Regierung, in der Koalition verantworten und was müssen wir als CDA und erst recht als Gewerkschafter auch bekämpfen. Das war ja nicht mehr eine Linie dann, ne? Der Norbert Blüm müsste ja manche Kompromisse machen in der der CDU/CSU-FDP-Koalition, die vielen Gewerkschaftern natürlich schwer im Nacken gelegen haben, wenn sie das in ihren Gewerkschaften und in ihren Betrieben vertreten wollten, ne? Das war schon, ne viel anstrengendere und härtere Zeit, ne? Die auch zum Teil bis in den menschlichen Bereich hinein natürlich Herausforderungen waren, ne? Das war in der Zeit, wo die CDU in der Opposition war, nicht so heftig. Auch da gab s Meinungsverschiedenheiten, aber.
Die CDU kam in die Regierung durch ein Umfallen der FDP, also nicht durch einen normalen Wahlvorgang. Das war ja schon in der ganzen Journalistik und in der ganzen Gesellschaft, ne Frage, darf man so was machen. Ist das demokratisch, ist das demokratisch, ne und so. Und sehr richtig hat Kohl ja dann auch gesagt, ich mach nur einen Haushalt und dann wählen wir neu, ne? Dann, ich will dann wirklich wissen, hab ich für diese Politik die Mehrheit, also nicht durch nen Koalitionswechsel, die Wende machen. Das war das eine, das andere war, dass zweiundachtzig, als die Regierung Kohl begann und Blüm Arbeitsminister wurde, das Soziale, die Sozialpolitik noch’n ganz anderen Stellenwert hatte als heute. Zunehmend in den Jahren ist das geschwunden. Unabhängig von den starken Gewerkschaften die damals ihre sozialen Forderungen formulierten, war auch in den Medien noch viel mehr Verständnis und auch Ausgewogenheit in der Beurteilung der sozialen Fragen, also selbst die Süddeutsche, also der Spiegel hatten damals zu der Zeit noch eine sehr ausgewogene Darstellung und Berichterstattung über soziale Ausgewogenheit, Sozialausgleich, soziale Gerechtigkeit und so weiter. Blüm hat ja dann mit sparen begonnen, die Regierung hat mit sparen begonnen. Und zwar in allen Zweigen der Sozialversicherung, aber nicht aus Übermut, das war noch nicht so, so Arbeitgeberdruck, da bestimmte Veränderungen vorzunehmen. Die Rentenversicherung stand vor der Zahlungsunfähigkeit, das Gesundheitswesen war in einem explodierenden Kostenschub, die Arbeitslosenversicherung fiel finanziell, brauchte immer mehr Bundeszuschüsse. Das war eine, eine Lage, in der Blüm Minister wurde, das hatte nichts mehr mit Ideologie zu tun, sondern mit, mit, damit das Soziale System zu retten, ne? Aber diese Maßnahmen die dann gemacht wurden, wurden in den Gewerkschaften schon gar nicht, aber auch in den Medien nicht als wirklich notwendig akzeptiert. Es konnte damals noch einer von der sozialen Abrissbirne reden und alle haben das geschrieben und alle haben das dargestellt und die Gewerkschaften haben dann einmal, dass sie, die Sozialdemokraten in den Gewerkschaften, dass sie die Regierungsmacht verloren hatten, aus Wut darüber und dann auch gegen die Einschnitte, die ja nun wirklich gravierend waren, haben die nun eine, eine ganz unbefangene ohrenbetäubende Opposition gegen die Regierung losgelegt, in den ersten Jahren. Ich erinnere mich jetzt so im nachhinein, dass viele Gesprächspartner mir sagen, der Blüm war ja n Betonkopf, der hat ja sozial nichts verändert, der hat jahrelang nur mit einem rabiaten Widerstand der Gewerkschaften und auch der Sozialverbände die Maßnahmen durchgesetzt, die er für richtig und für notwendig hielt, ne? Das wurde hinterher ganz anders. Heute können ja die Arbeitgeber ihre Interessenvorstellungen so weitergeben, als wenn es Gemeinwohlforderungen wären. Das wird ja heute unkommentiert was für Arbeitsplätze ist und die Ergebnisse sind ja auch entsprechend, ne? Die werden heute in den Medien ja eigentlich kommentarlos übernommen und, und auch überwiegend begrüßt. Das war in der Zeit, wo, wo Kohl die Regierung übernahm und Blüm Arbeitsminister war überhaupt nicht der Fall. Da hatte das Soziale noch richtig einen Stellenwert.
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Ludger Reuber wurde am 6. Juli 1937 in Attendorn im Sauerland geboren. In katholischem Umfeld erzogen war Reuber früh in der katholischen Jugendarbeit aktiv. Nach der Volksschule absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann, begann anschließend aber im Kolpingwerk zu arbeiten, unter anderem als Jugendreferent und Redakteur. Seit 1958 war Ludger Reuber Mitglied der CDU und engagierte sich bald in der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA).

Nach verschiedenen Redakteursposten u.a. bei der Katholischen Nachrichtenagentur wechselte Reuber 1976 in die Hauptgeschäftsstelle der CDA, zunächst als Redakteur, dann als Pressesprecher. Ebenfalls als Pressesprecher arbeitete Reuber anschließend für Norbert Blüm während dessen Zeit als Arbeits- und Sozialminister von 1982 bis 1998.

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