Ich habe also praktisch ab 1. Januar beziehungsweise letzten Dezember nichts mehr an meinem alten Arbeitsplatz gemacht, sondern nur noch Arbeitnehmervertretung. Und das ging dann eben zum Beispiel soweit, dass ich zu dem gesagt habe, Anfang Januar: „Ich fahr´ jetzt mal zum DGB nach Berlin und zur Gewerkschaft Wissenschaft und hol´ mir Material. Ich weiß, Sie können mir keinen Dienstreiseauftrag ausfüllen, das geht nicht, aber ich bin Donnerstag jetzt mal nicht im Haus.“ Das habe ich dann gemacht. Und dann bin ich erst zu der Gewerkschaft Wissenschaft nach Berlin und bin da dann rein: „Guten Tag!“, und so weiter, „Bin die und die“, und dann hat der mir da einen Vortrag gehalten und das Statut von Berlin gegeben und so weiter. Und dann dachte ich: „Nee, das sieht ja nach Lehrer aus!“ „Nee“, dachte ich, „das ist nichts, das ist nichts für uns!“ Na gut. Also dann bin ich da wieder raus, habe gesagt: „Schönen Dank!“, bin weiter zum DGB-Haus in Berlin, und die hatten das da schon alles generalstabsmäßig, nach dem Motto: „Wo kommst´ her, aus dem Osten? Guck mal dahinten sind Regale, da kannst du dich bedienen, was du brauchst, kannst du immer mitnehmen. Ist alles in Ordnung.“ Na, jedenfalls bin ich dann mit so zwei Taschen wieder zurück und habe, ja wie in schöner Wissenschaftlerzeit, Selbststudium gemacht. Habe also Kittner, die Sozialordnung und alles Mögliche, alles, Betriebsverfassungsgesetz, Personal..., alles immer so, nur gelesen, gelesen, gelesen und habe aber an ÖTV überhaupt nicht gedacht, dass wir also nach dem westlichen Verständnis eine öffentliche Forschungseinrichtung sind. Woher, woher? So, war also für mich völlig weg. So und dann wusste ich, dass da wie gesagt jemand von der ÖTV rum tourt und mein, wir waren ... das Institut war lustig, mein ehemaliger, einer meiner ehemaligen Kollegen war dann der erste Oberbürgermeister von Frankfurt. Der hatte sich in der SPD engagiert, der kannte also die Cornelia Hintz da von der ÖTV. Und die hatte hier auch so, diese ganze Gesetzessammlung, was man so alles braucht. Und wie gesagt, ich habe immer nur Bücher gelesen, Bücher gelesen, Bücher gelesen. So und dann habe ich irgendwann mal die Connie Hintz dann von der ÖTV kennengelernt und habe mir die Gewerkschaftsstrukturen dann in dem Sinne erzählen lassen und habe dann auch gesagt, dass ich bei der Gewerkschaft Wissenschaft war und habe gesagt: „Nein, das ist nichts für uns. Die nimmt ja bloß die Wissenschaftler. Ein Betrieb, eine Gewerkschaft, das ist so mein Ding.“ Und da sagte dann Connie zu mir: „Naja Jutta, ihr gehört doch zum Organisationsbereich von der ÖTV.“ Ich sagte: „Wieso von der ÖTV? Ja, ich habe da immer Öffentlicher Dienst, Transport und Verkehr …“. „Naja“, sagt sie, „das ist doch eine öffentliche Forschungseinrichtung dein Institut.“ – „Ach“, sage ich, „dann können wir alle in die ÖTV?!“, sage ich: „Das ist gut Connie, das gefällt mir!“ So und einen Monat später erzählt mir Connie das von der ÖTV in der DDR. Und keiner wusste ja, wie lange das da noch mit der DDR geht. Ich sage: „Connie, das ist es!“, sage ich: “Da ist unser Institut dabei!“, sage ich: „Das ist es. Das finde ich prima. Das ist hervorragend!“, sage ich. „Du ab sofort hier …“ Und dann habe ich … Die ÖTV in der DDR ist gegründet worden am 9./10. Juni und ich glaube am 1. Juli, ich weiß nicht, ob wir noch 50 Leute im FDGB waren, im Institut für Halbleiterphysik, oder sogar noch weniger. Ich habe meinen Leuten allen immer gesagt: „Geht da hin, werdet Mitglied der ÖTV in der DDR! Ich komme dann nach, nach dem 01.07.“ Und die sind alle schön brav Mitglied der ÖTV in der DDR geworden. Und ich habe es mir, wie gesagt, für mich nicht gegönnt, weil ich gesagt habe: „Ich habe eine Funktion der Gewerkschaft Wissenschaft. Ich muss bleiben, bis die BGL hier aufgelöst wird.